„Das ist kurzweilig, immer wieder sehr berührend und auch lustig, dass man gern länger zuhören würde.“
2014, Inszenierung am Deutschen Theater Berlin
Text: Anne Jelena Schulte Regie: Antje Thoms Dramaturgie: Ulrich Beck Bühne: Veronika Witlandt Kostüme: Sophie Leypold Fotos: Arno Declair
Mit: Maren Eggert, Matthias Neukirch, Barbara Schnitzler, Timo Weisschnur
„Is jetzt die Frare:
Wollnse dit wissen?“
In Gesprächen mit den letzten Alten vom Prenzlauer Berg hat die Autorin Anne Jelena Schulte Geschichten und Geschichte freigelegt, Wendebiografien gesammelt, Erinnerungen aus der Zeit der Fabrikarbeiter, der DDR. Was war? War da mal was?
Welche Brüche verbirgt der Putz der glatt sanierten Häuser?
In rasantem Tempo sind sie verschwunden, die Risse und Einschusslöcher, die auch für die Biografien der Bewohner standen. Weltgeschichte und Alltag, Mauerbau und Arbeit im Fleischkombinat, Sommertage am Müggelsee und die Wende – private und politische Ereignisse, manchmal ein und derselbe Tag, aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet, vermischen sich. Ein Chor wird hörbar, der lange geschwiegen hat: gespensterhaft und gegenwärtig.
Bittersüßes in der DT-Bar
Es ist kein großes Stück auf großer Bühne, sondern eine Vier-Mann-Schau für fünfzig Zuschauer in der Bar des Theaters. Vier Arbeiterleben sind zu besichtigen, zwei Frauen, zwei Männer, die noch heute in Prenzlauer Berg leben, zwischen Projektmanagern, Erben, Webdesignern, und die sich über die neue Welt wundern und von ihrer alten, untergegangenen erzählen. Die vier Protagonisten kennen einander nicht, doch das, was sie erzählen, ist eine Geschichte, nämlich die des Menschen, der das Rad nicht dreht, „mit dem se’t machen“, der sich nur ein bisschen wehrt und sich vor allem anpasst. Bis es nicht mehr geht. Das ist kurzweilig, immer wieder sehr berührend und auch lustig, dass man gern länger zuhören würde.