„Wundervolle Kinderlogik, die auch das erwachsene Publikum in ihrer Anarchie beglückt.“

2018, Österreichische Erstaufführung am Landestheater Linz

Text: PeterLicht Regie: Antje Thoms Dramaturgie: Jennifer Maria Bischoff Ausstattung: Jeremias Böttcher Musik: Joachim Werner Choreografie: Valentí Rocamora i Torà Fotos: Hermann Posch

Mit: Steven Cloos, Anna Katharina Fleck, Karina Pele, Christopher Schulzer, Gott und der Wanderwarze

„Okay, man kann ja einfach mal sagen, dass irgendwas soundso ist, und dann ist es eben auch so. Aber ob das dann auch so ist, weiß man nicht.“

 

Es gibt das Internet, es gibt Mathe, es gibt Lutscheis am Büdchen gegen Geld. Soweit klar. Logischerweise gibt es auch Roboter, Gott, Arbeit und die Liebe. Und alles das hat irgendwie miteinander zu tun. Mit „irgendwie“ gibt sich „Wunder des Alltags“ aber nicht zufrieden und gleich gar nicht mit Antworten wie: „Das ist eben so“. Es geht den Dingen und ihren Begriffen auf den Grund, zum Beispiel auf den Meeresgrund. Und so werden auf dieser Welterklärungsreise jenseits der erwachsenen Logik Alltäglichkeiten zu Wundern und scheinbar banale Dinge bekommen ihren Zauber zurück.

Die anarchistische Logik der Kinder

Auch eine Drehbühne gibt einmal den Geist auf. Ein Blitz hat just am Freitag, den 13. ins Landestheater eingeschlagen. Weil es auch einmal einer Drehbühne schlecht werden kann, kam das Premierenpublikum in den Genuss einer gut gelungenen, an die technischen Umstände angepassten, Regie ohne Drehbühne. Musiker und Autor PeterLicht zoomt fantasievoll direkt in den Kopf von Kindern hinein. Mitunter ist der Text kompliziert, die Regie von Antje Thoms löst jedoch mit vielen optischen Reizen die Komplexität auf und entzückt und unterhält. Einen großen Anteil daran hat die Ausstattung – herrlich das Auftauchen der güldenen Kontozwerge aus dem Bühnenboden, jene Gesellen die aus dem unendlichen Konto die Kohle herbeischaffen. Die Darsteller sind ein Quartett, das wunderbar miteinander funktioniert – als Fische, Zwerge, Roboter oder Kinder. Erzählt werden Geschichten, die nicht zusammenhängen, am Ende verdichtet Thoms sie parallellaufend sehr gekonnt zu einem Grande Finale. Wundervolle Kinderlogik, die auch das erwachsene Publikum in ihrer Anarchie beglückt.

Freitag der 13. hatte es in sich

Landestheater-Intendant Hermann Schneider informierte das Publikum, dass aufgrund eines Blitzeinschlags die Steuerung der Drehbühne außer Kraft gesetzt worden sei. Die gelungene Inszenierung von Regisseurin Antje Thoms hielt das gut aus. Sie führt vier Kinder in Latzhosen durch PeterLichts schräge Deutungen. Sie stellt ihnen eine Wunderkiste, bunte Bälle, Glitzer, Seifenblasen, eine Schaukel zur Verfügung. Das Wundersame unterstreicht sie noch mit grandiosen, wohl mit Hingabe entworfenen Kostümen. Die Knaben, fein gespielt von Steven Cloos, Karina Pele, Christopher Schulzer und Anna Katharina Fleck, lassen keine Sekunde aus, um das junge Publikum bei der Stange zu halten. Sie sorgen für Mitmach-Momente und herzliches Lachen! Sehenswert!

Wundersame Reise in viele Schichten des Theaters

Schräg und voll Spielspaß zeigt sich das Stück. Dem bunten, glitzernden, oft surrealen Geschehen auf der Bühne in der Inszenierung von Antje Thoms tat der Blitzschlag keinen Abbruch. Die Welt, worum sie sich dreht, das Geldverdienen, die Möglichkeiten dazu, aber auch wandernde Warzen – der Text sprang vom Großen ins Kleine, hüpfte von vifen Fragen zu schrägen Antworten. „Viele Leute tragen bei der Arbeit Schutzhelme. Oder andere Arten von Schutzkleidung. Eine gern benutzte Schutzkleidung heißt Krawatte“ – ist der Text oft klug und klar, dreht er genauso wie das Geschehen auf der Bühne schnell wieder Richtung Freude am schrägen Spielspaß ab. Das junge Publikum darf mitreden und -singen und sich am Ende viele Fragen stellen. Die gescheiten, die das Stück aufgeworfen hat natürlich, aber auch banalere – warum haben Kinder im Theater ständig Latzhosen an, im wirklichen Leben dafür so selten?

Funkelnde Inszenierung

Der schönen kindlichen Eigenschaft des sich Wunderns widmet sich die ÖE von Wunder des Alltags von PeterLicht. In phantasievollen Szenen (ein Bravo der Ausstattung) gehen Steven Cloos, Karina Pele, Christopher Schulzer und Anna Katharina Fleck Phänomenen nach, die sich Kinder nur schwer erklären können: dem Geldverdienen und dem Werteverfall, dem Konto und dem Reißverschluss, den Warzen, dem Internet und Gott. Antje Thoms funkelnde Inszenierung wurde von Groß und Klein lautstark bejubelt.